Der Gesundheitstreff Rostock hatte am 26.11.2016 zu seinem 5. Gesundheitstag in das Audimax der Universität Rostock eingeladen. Etwa 300 Gäste waren erschienen und ließen sich begeistern von 3 spannenden und informativen Vorträgen rund um den Lebensmittelpunkt Gesundheit aus ernährungswissenschaftlicher, medizinischer und psychologischer Sicht.
Als Referenten konnten die Herren Dr. med. Jürgen Birmanns und Dr. phil. Mathias Jung, Gestalttherapeut von der Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e. V. im Dr. Max-Otto-Bruker-Haus in Lahnstein gewonnen werden, eine unabhängige Gesellschaft, die über ganzheitliche Lebensführung, gesunde Ernährung und Umweltprobleme vermittelt und Gesundheitsberater ausbildet. Umrahmt wurde die Veranstaltung mit einem reichhaltigen Angebot von Vollwertgerichten und Bücherverkauf, moderiert und fachlich begleitet wurden die Vorträge von Herrn Klaus Grabowsky, Mitglied der GGB.
Herr Dr. Birmanns referierte über die Frage, wie wir uns in Zukunft wohl ernähren werden, wie in biblischen Zeiten von Heuschrecken und Honig oder mit Nahrungsmitteln, deren Samen durch biochemische Prozesse und modernste molekulare Technik verändert werden, um sie haltbarer zu machen und mit Aromen zu versehen. Oder kommt das Essen demnächst sogar aus dem 3 D-Drucker, der mit vorgegebenen Daten des Kunden personalisiertes Essen zubereiten kann? Wie konnte es soweit kommen und was können wir dagegen unternehmen?
Herr Dr. Birmanns zeichnete die Entwicklung und Veränderung der Lebensumstände des Menschen auf, die im Laufe der Jahrhunderte immer stärker auf seine Essgewohnheiten eingewirkt haben bis hin zu den heute im industrialisierten Zeitalter höchst ungesunden Verhaltensweisen, „bei denen der Mensch sich sein Grab mit den eigenen Zähnen schaufelt“! Massenproduktion und Gewinnstreben der Industrie gehen heute kompatibel einher mit einem veränderten Lebensstil und Zeitempfinden des modernen Menschen, der mittels Fast-food, Slow-food, Designfood und anderen ungesunden Essgewohnheiten die Tischgemeinschaft aufgegeben hat und sich unbekümmert völlig falsch ernährt. Im Krankheitsfall geht der Mensch zwar zum Arzt, der ihm auch Mittel und Tabletten zur Linderung verschreibt, der jedoch im persönlichen Gespräch mit dem Patienten keine Ursachenforschung betreibt. Dazu lässt ihm die Abrechnung mit der Krankenkasse keine Zeit, und wiederkommen soll der Patient ja auch. Unsere Ernährung der Zukunft muss deshalb völlig anders aussehen. Der Mensch muss sich aus diesem Kreislauf herauslösen und wieder zurückfinden zur Schaffung und Erhaltung der Lebensräume der Natur in ihrer ganzen Vielfalt und ihren funktionierenden Kreisläufen. Das kann schon beginnen in einem eigenen Garten mit selbst angelegten Kräuterbeeten oder mit Einkäufen im benachbarten Hofladen. Mit einem Zitat des Biolandwirt Prinz Felix zu Löwenstein endete der vielbeachtete Vortrag: „Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr“!
Anschließend gab Herr Dr. Birmanns noch ärztlichen Rat aus ganzheitlicher Sicht auf Fragen, die aus dem Publikum gestellt worden waren. Es war eine hochinteressante Stunde mit einem vor Wissen und Begeisterung sprudelnden Referenten, der Krankheitsursachen beschrieb, wie man sie als normaler Patient von seinem Arzt nicht zu hören bekommt. Das Publikum bedankte sich mit langanhaltendem Applaus. Eine Besucherin meinte anschließend: Endlich benennt einmal ein Arzt die wahren Ursachen von Krankheiten und wie man sie vermeiden kann. Mit diesem Wissen kann ich wirklich Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen.
Herr Dr. Jung sprach sodann über das Thema: „Keine Zeit – Atempausen im Zeitalter der Beschleunigung“.
„Mens sana in corpore sano”, so haben wir es früher in der Schule gelernt, „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“, doch davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Psychosomatische Krankheiten beschleunigen sich im wahnsinnigen Tempo, Burnouts und Depressionen nehmen zu, Managerkrankheiten runden das Bild ab. Alle diese Krankheiten sind seelische Krankheiten und haben ihre Ursachen. Der Mensch ist zum Sklaven der Technik geworden und leidet am Verlust der Fähigkeit zur Ruhe. Der moderne Mensch verbringt den Großteil seiner Freizeit im Internet, vor dem Fernseher oder am Handy. Wir lassen uns medial überfluten, der Alltag wird vom Terminkalender unserer Smartphones und Notebooks bestimmt – wir haben keine Zeit mehr. Die Zahl der Online-Süchtigen wächst, wir suchen das virtuelle Paradies und vernachlässigen die reale Welt. Wir haben keine Ruhe und Muße mehr, doch gerade im Zeitalter der Beschleunigung brauchen wir dringend Atempausen – für Gespräche, bewusstes Lesen und Lernen, zum Innehalten und Nachdenken. Wir müssen wieder das mit uns Alleinsein lernen, wir müssen wieder lernen, dass Muße etwas würdevolles sein kann. Wir müssen verstärkt in uns reinhorchen und uns wieder mehr auf uns selbst besinnen, um nicht krank zu werden. Sonst kann es passieren, dass die Seele zum Körper sagt: „ Sag‘s Du ihm, bei mir hört er nicht zu!“. Und, last but not least, auch unsere Intimität und Erotik brauchen Zeit und Raum, um überleben zu können.
Manfred Lennarz